Folge 5 - Meine Premiere auf dem Platz … (Teil 1)

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Während meines ersten Besuchs auf der Golfanlage wurde ich direkt ins kalte Wasser geworfen. Nichts mit erst vorsichtig hineinwaten und sich an die neue Umgebung gewöhnen. Einen spektakulären Kopfsprung mit Salto legte ich hin - und das gefühlt vom 10er Brett.
So kam ich mir zumindest vor. Aber immerhin: Ein Bauchplatscher wurde es nicht!

Zuerst ging es auf die Driving Range und das Putting Green, wo ich die Grundlagen erklärt bekam und mich erstmals mit einigen Golfschlägern vertraut machen konnte. Ich versuchte meine ersten Schwünge und stellte mich weiß Gott gar nicht so schlecht an.
Und bevor ich mich versah, hatten wir auch schon beschlossen für ein kurzes Spiel auf den Kurzplatz zu gehen.
 

Bahn frei? Ich komme.

Ein bisschen fühlt man sich doch wie ein richtiger Golfer, wenn man in voller Montur auf den Kurzplatz zusteuert. Die Sonnenbrille auf der Nase und die Hände lässig in den Hosentaschen. Das Golfbag einseitig geschultert und ein Tee spielerisch zwischen den Fingern herumwandernd. Den entgegenkommenden Golfspielern nickte ich betont entspannt zu, während ich versuchte mich nicht als Anfänger oder besser in der Golfsprache gesagt als „Rabbit“ zu outen.

Vielleicht hätte ich mich während unseres Gangs zum Putting Green lieber auf die bevorstehende Am Abschlag zum ersten Loch angekommen, konnten wir glücklicherweise direkt zur Tat schreiten. Die vorangegangenen Golfspieler waren bereits mit dem Putten beschäftigt und würden wohl schon fort sein bevor wir den ersten Ball abgeschlagen hätten. Wir positionierten unsere Bags also neben dem Tee - der Abschlagsfläche - und knobelten die Spielreihenfolge aus. Zwei-drei kurze Anmerkungen noch zum Regelwerk und schon ging es los.

Füße, Arme, Hüfte, Schulter - alles in Position?

Zuerst waren meine beiden Begleiter an der Reihe. Ich hatte den Kürzeren gezogen, was mir insgeheim allerdings ganz recht war. Dadurch hatte ich die Möglichkeit mir den Bewegungsablauf beim Abschlag noch einmal genau einzuprägen. Als ich an der Reihe war, versuchte ich mich daran zu erinnern, wie sich die Abschläge auf der Driving Range angefühlt hatten, in der Hoffnung diese jetzt reproduzieren zu können.

Ich versuchte alles genau so zu machen, wie ich es noch vor wenigen Stunden immer und immer wieder geübt hatte. Ich achtete peinlich genau auf die richtige Position der Füße, die korrekte Armhaltung, die dynamische Rotation von Hüfte und Schultern. Natürlich war mir die komplexe Bewegung noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.

Abschlag unter erschwerten Bedingungen

Ich stand schon bereit zum Abschlag, als ich im Augenwinkel bemerkte, wie sich eine weitere Gruppe aufgemacht hatte, eine kleine Übungsrunde auf dem Kurzplatz zu spielen. Als sie näher kamen verlangsamten sie ihr Tempo und hielten einigen Abstand um mich nicht beim Spiel zu stören. Ich versuchte cool zu bleiben, aber ihre vermeintlichen Blicke spürte ich dennoch wie kleine Nadelstiche in meinem Rücken.

Das Gefühl mir würden hunderte Zuschauer kritisch über die Schulter sehen und jede meiner Bewegungen kritisch beäugen sorgte dafür, dass ich in dem Bruchteil einer Sekunde alles vergaß, was ich in den letzten Stunden mühevoll gelernt hatte. Mein Kopf war schlagartig leer. Alles weg! Doch bevor ich Zeit hatte mich zu sammeln und neu anzusetzen, machte sich mein Körper selbstständig. Es passierte etwas Komisches: Ich konnte mich selbst dabei beobachten, wie ich wie ferngesteuert ausholte und den Ball wie automatisiert schlug.

Und jetzt: Schnell weg!

Neben dem Ball verließen dabei auch mein Holztee und ein handtellergroßes Stück Rasen in hohem Bogen die Abschlagfläche. Was war gerade passiert? Wieso hatte ich den Ball gespielt, obwohl ich dazu noch gar nicht bereit war? Ohne groß weiter darüber nachzudenken entschloss ich schnellen Schrittes der Situation zu entkommen. Ich ging zu meinem Bag und verstaute das total verdreckte Eisen hastig zwischen den anderen Golfschlägern. Anschließend machte ich mich auf die Suche nach meinem Ball.

Diesen hatte ich zuletzt gesehen, als er mit beeindruckendem Effet in Richtung einer kleinen Gruppe Bäume am Rand der Bahn flog um dort im dichten Geäst zu verschwinden. Auf dem Weg dorthin warf ich einen letzten Blick zurück und plötzlich fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Entgegen meiner Befürchtung waren meine vermeintlichen Zuschauer zu sehr mit sich selbst und ihrer angeregten Unterhaltung beschäftigt, als dass sie mich und meinen kläglichen Versuch hätten wahrnehmen können. Uff! Glück gehabt!

Mund abwischen, weiter geht’s!

Auch meine beiden Begleiter gingen gar nicht weiter auf meinen Schlag und den zurückgelassenen Krater im Abschlagfläche ein. Gemessen an meiner noch sehr jungen Golfkarriere und der Tatsache, dass beim Abschlag schon mal etwas Gras dabei sein kann, war mein Schlag rein ergebnisorientiert betrachtet gar nicht so schlecht. Glücklicherweise war er an einen Ast geprallt und lag gut spielbar im halbhohen Rasen.

Schon mit meinem zweiten Pitch konnte ich das Green erreichen und mit dem Putten beginnen. Entgegen meiner vorangegangenen Performance auf dem Putting Green gelang mir das Versenken des Balls im ersten von neun Löchern doch recht ordentlich, sodass ich letztendlich die Bahn mit zwei Schlägen über Par beenden konnte. Ich freute mich schon riesig auf die kommenden Löcher und konnte den nächsten Abschlag kaum erwarten …

 
Vom Abschlag bis zum Putt - mein persönlicher Weg zum Golfspieler
Folge 1 - Von Klischees und einer neuen Herausforderung
Folge 2 - Probieren geht über Studieren!
Folge 3 - Mein erster Ausflug zum Golfplatz … (Teil 1)
Folge 4 - Mein erster Ausflug zum Golfplatz … (Teil 2)
Folge 5 - Meine Premiere auf dem Platz … (Teil 1)
Folge 6 - Meine Premiere auf dem Platz … (Teil 2)
Folge 7 - Endlich. Jetzt kann’s losgehen
Folge 8 - Schnupperkurs (Teil 1)
Folge 9 - Schnupperkurs (Teil 2)
Folge 10 - Platzreife? Platzerlaubnis? Was?
Folge 11 - Golfspielen im Winter
Folge 12 - Die Vorbereitungen zur Platzreife laufen
Folge 13 - Mein erstes eigenes Golfset