Solheim Cup

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USA gegen Europa: Damengolf beim Solheim Cup
So spannend kann Golf sein: Beim Solheim Cup 2015 lag das europäische Team in Führung und verlor doch am Ende um einen Punkt. Es wäre ein Hattrick gewesen: Bereits die Solheim Cups 2011 und 2013 hatten die Europäerinnen für sich entschieden. Nach einem 6 zu 10 Rückstand drehten die Spielerinnen der USA das Match und holten sich den 14. Solheim Cup.

Der Solheim Cup 2015 fand in Deutschland statt, zum ersten Mal seit dem Start des Kontinentalwettkampfes im Jahr 1990. Damals hatte der passionierte Golfer und Ping-Gründer Karsten Solheim die Idee, den Ryder Cup auch für Damenmannschaften zu veranstalten. Traten anfangs je 8 Spielerinnen aus den USA und Europa gegeneinander an, sind es heute 12 Damen pro Team. Alle zwei Jahre wird das Turnier ausgetragen, stets abwechselnd auf amerikanischem oder europäischen Boden.

USA Europa
1990 Florida Lake Nona Golf Club 1992 Schottland Dalmahoy Hotel Golf & Country Club
1994 West Virginia The Greenbrier 1996 Wales Marroitt St. Pierre Hotel & Country Club
1998 Ohio Muirfield Village Golf Club 2000 Schottland Loch Lomond Golf Club
2002 Minnesota Interlachen Country Club 2003 Schweden Barseback Golf & Country Club
2005 Indiana Crooked Stick Golf Club 2007 Schweden Halmstad Golf Club
2009 Illinois Rich Harvest Farms 2011 Irland Kileen Castle
2013 Colorado Colorado Golf Club 2015 Deutschland St. Leon-Rot Golf Club


Der deutsche Golfclub St. Leon-Rot hat sich durch seine zwei 18-Loch-Championship-Plätze und die turniergerechte Infrastruktur als Austragungsort angeboten. Er lieferte die Bühne für ein Sport-Event der Extraklasse. Sportliche Höchstleistungen, Teamgeist, spannende Momente und ein begeistertes Publikum charakterisieren seit Beginn den Solheim Cup – in Deutschland war es nicht anders.

Der Solheim Cup 2015 war das erste Golfevent, das auch außerhalb der Golf-Szene und der Pay-TV-Sender Beachtung fand. Es wurde erstmalig über Golf in der ARD und im SWR berichtet, flankiert von Live-Streaming auf den Webportalen der ARD-Sportschau und des Solheim Cups. 68.500 Zuschauer waren in der Turnierwoche vor Ort und zollten den Hochleistungssportlerinnen vor Ort die Anerkennung, die ihnen gebührt. Wie beim Ryder Cup stehen sich die europäischen und amerikanischen Fans beim Solheim Cup gegenüber – zwar patriotisch mit Flaggen und Schminke, aber mit Respekt und geeint durch die Leidenschaft für den Golfsport. Daraus speist sich die unvergleichliche Atmosphäre, die auch die Spielerinnen dem Solheim Cup immer wieder bestätigen. Getragen vom Publikum laufen sie zur Höchstform auf, das Spiel im Team gibt dem sportlichen Wettkampf eine warme menschliche Note. Tränen der Freude und der Enttäuschung gehören zum Solheim Cup wie die gläserne Trophäe und die Spannung bis zum letzten Golfschlag.

Tränen und Wut: Missverständnisse beim Solheim Cup

Ohne Frage spielten die Europäerinnen um Kapitänin Carin Koch fantastisches Golf beim Solheim Cup 2015. Warum sie am Ende bei den Einzelwettkämpfen ihren Vorsprung nicht verteidigen und den Sieg nach Hause tragen konnten, mag viele Gründe haben. Am meisten diskutiert aber wurde der Einfluss des „Gimmegate“-Vorfalls zwischen der Norwegerin Suzann Pettersen und der Amerikanerin Alison Lee. Im Fourball-Match puttete Lee ihren Ball weniger als einen halben Meter über das Loch hinaus. Sie glaubte gehört zu haben, den Putt von ihren Gegnerinnen geschenkt bekommen zu haben und hob den Ball auf. Weil Petterson dies aber nicht bestätigte, kam es zum Strafschlag und am Ende zum Sieg von Suzann Pettersen und der Engländerin Charley Hull über die Amerikanerinnen Alison Lee und Brittany Lincicome. Die Wut und die Tränen über diesen mangelnden Sportsgeist überschatteten den Abend des zweiten Spieltages. Nach dem Solheimcup hat Suzann Pettersen ihr Bedauern über den Vorfall umfangreich und glaubwürdig über Twitter geäußert. Trotzdem war es für die europäischen Spielerinnen traurig zu erleben, welche Kritik gerade über die Sozialen Medien auf das Team einprasselte. Noch während des Solheim Cups rügten auch die amerikanischen Spielerin Laura Davies und Kapitänin Juli Inkster das Verhalten Pettersens. Juli Inkster dürfte das an den Solheim Cup 2000 erinnert haben, als sich ihr Team ähnlich unkollegial verhielt. Damals traf es die Schwedin Annika Sörenstam, deren Birdie nicht anerkannt wurde, weil sie noch nicht an der Reihe gewesen sei. Glücklicherweise konnte die unsportliche Behandlung Sörenstams aber 2000 durch den letztlichen Turniersieg gemildert werden: die europäische Kapitänin des Solheim Cups 2015, Carin Koch, rettete in 2000 den entscheidenden Putt und die Trophäe ging nach Europa.

Die Teams beim Solheim Cup 2015

Teamübersicht USA Teamübersicht Europa
Stacy Lewis Carlota Ciganda
Lexi Thompson Sandra Gal
Cristie Kerr Caroline Hedwall
Michelle Wie Charley Hull
Brittany Lincicome Karine Icher
Morgan Pressel Caroline Masson
Angela Stanford Catriona Matthew
Gerina Piller Azahara Munoz
Alison Lee Gwladys Nocera
Lizette Salas Anna Nordqvist
Brittany Lang Melissa Reid
Paula Creamer Suzann Pettersen

Die Grande Dame des Solheim Cups: Laurie Davis

Kein Name ist so sehr mit dem Solheim Cup verbunden wie ihrer: Laurie Davis. Von 13 Solheim Cups hat sie 12 gespielt und gehört damit schon fast zum Inventar. Die Engländerin begann als 9-Jährige mit dem Golfen, weil sie ihren älteren Bruder und den Vater auf den Golfplatz begleitete. Bald war sie besser als beide und begann eine beispiellose Karriere im Golfsport, gespickt mit sportlichen Erfolgen und Auszeichnungen wie dem Titel „Dame“, verliehen von Queen Elizabeth II. Die 1963 geborene Davis sieht noch lange keine Ende ihrer Karriere: Den Schläger will sie erst abgeben, wenn ihr Siegeswille sie nicht mehr auf den Golfplatz treibt. Wir sehen sie 2017 beim Solheim Cup in Iowa.

Damengolf in Europa: damals und heute

Bekanntermaßen haben die Schotten das Golfspiel im 15. Jahrhundert erfunden, als sich Schäfer die Zeit mit Stöcken und Steinen vertrieben haben. Auf den Golfplätzen der Insel waren Frauen von Anfang an mit von der Partie. Der Legende nach hat die Leidenschaft für das Golfen die schottische Königin Maria Stuart indirekt das Leben gekostet. Sie machte sich 1567 verdächtig am Tod ihres Gatten Lord Darnley, als sie kurz nach seinen Tod nicht trauerte, sondern Golf spielte. Sie flüchtete vor dem rebellischen schottischen Adel zu Königin Elizabeth I. nach England, die ihr keinen Schutz bot, sondern sie gefangen nahm und 1587 hinrichten ließ.

Im 16. Jahrhundert hatte sich das Golfspiel bereits in ganz Großbritannien ausgebreitet, im 17. Jahrhundert wird es in New York gespielt. Das erste dokumentierte Damenturnier fand 1810 in Musselburgh bei Edinburgh statt, 1867 wurde der erste Damengolfclub in St. Andrews gegründet. Als in Paris im Jahr 1900 erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele Frauen an den Wettkämpfen teilnehmen dürfen, geschah dies in vier Sportarten. Mit zehn Sportlerinnen aus dem USA und Frankreich war die Gruppe der Golferinnen am größten. Die frühe Geschichte von Golferinnen in Deutschland ist leider nur spärlich dokumentiert. Umso deutlicher ist die Begeisterung der deutschen Frauen für den Golfsport heute belegt: eine aktuelle Statistik der European Golf Association (EGA) konstatiert Deutschland den europaweit größten Anteil an Golfspielerinnen. Mit 37% liegen wir klar vor den Golfländern England mit 13,9% und Schottland mit 12,4%.

Annika „Störenfried“: Ressentiments gegen Frauen mit Golfschläger?

Als die damals weltbeste Golferin Annika Sörenstam als erste Frau seit 50 Jahren bei der PGA Tour antrat, gingen die Meinungen der männlichen Golfstars auseinander. Während Tiger Woods ihre Teilnahme ausdrücklich begrüßte, wetterten andere gegen Frau „Störenfried“. Auch das große Medienecho auf den Solheim Cup 2015 in Deutschland wurde nicht von allen Golfern positiv aufgenommen. Tatsächlich hat der Solheim Cup 2015 viel für den Golfsport getan: Mit Deutschland als Austragungsort eröffnete sich die große Chance, den Golfsport mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und Sportbegeisterte zu Golfinteressierten zu machen. Ein guter Weg war die ein Jahr vor dem Solheim Cup 2015 ausgerufene Charity-Woche im Golfclub St. Leon-Rot. An vier Tagen im September 2014 gab es Kennenlern-Angebote, Golf-Veranstaltungen und -Turniere sowie einen Spendenmarathon im benachbarten Heidelberg mit Prominenten aus der Welt des Sports. Bei freiem Eintritt konnten Interessierte den PING Junior Solheim Cup 2015 besuchen, hier traten die 12 besten Spielerinnen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren aus Europa und den USA gegeneinander an. Neben den echten Wettkämpfen des Solheim Cup wurde von den Organisatoren auch ein Digital Battle ausgerufen. Unter den Hashtags #GoTeamUSA und #GoTeamEurope konnten Fans schon im Vorfeld des Solheim Cup 2015 auf Twitter ihre Unterstützung in Fotos und Statements zeigen. Die Facebookseite des Solheim Cup 2015 zählt über 25%.000 Fans. Es gab während des Turniers eine Solheimcup Fan App für mobile Endgeräte. So setzte der Solheim Cup nicht nur im Fernsehen Maßstäbe für Golf in der Öffentlichkeit, sondern auch in den digitalen Mitmachmedien. Bleibt zu hoffen, dass die Golfgemeinde diesen Schwung zu den Olympischen Spielen 2016 mitnehmen kann und der Golfsport weiter aus der Elite-Ecke herauskommt. Denn jeder Golfer und jede Golferin weiß: Beim Golfen geht es im Kern um Konzentration, Technik und sportliche Betätigung in der Natur – nicht um Polo-Shirts und Clubtüren.

Über den Solheim Cup:

Der Solheim Cup ist der prestigeprächtigste Wettbewerb im Damengolf. Das Format des Solheim Cup beinhaltet verschiedene Lochspiele zwischen Spielerinnen, die aus zwei 12er-Teams ausgewählt werden. Es treten die besten amerikanischen Golfspielerinnen der Ladies Professional Golf Association Tour (LPGA-Tour) und die besten Europäerinnen der Ladies European Tour (LET) gegeneinander an. Sie haben sich im Vorfeld über verschiedene Ranglisten, Punktesysteme und Turniere qualifiziert oder eine Wildcard erhalten. Diese Karte wird von der Kapitänin des jeweiligen Teams ausgegeben, sie wählt damit Spielerinnen direkt in ihr Team. Die Teams aus den USA und Europa spielen beim Solheim Cup acht klassische Vierer, acht Bestball-Vierer und 12 Einzel. Die Gewinnerin jeder einzelnen Partie erringt einen Punkt für ihr Team. Jede der Spielerinnen pro Partie, die nach 18 Bahnen unentschieden ist, erhält ½ Punkt. Das amerikanische Team hat von bisher 14 Austragungen 9 gewonnen, die europäischen Mannschaften gewannen 5 Partien. 2017 findet der Solheim Cup im Des Moines Golf und Country Club in Iowa, USA, statt.


Gesamtsiege im Überblick

USA Europa
9 Siege
1990, 1994, 1996, 1998, 2002, 2005, 2007, 2009, 2015
5 Siege
1992, 2000, 2003, 2011, 2013


Übersicht aller Endergebnisse

2015: St. Leon-Rot, Deutschland EU : USA 13,5 : 14,5
2013: Parker, Colorado, USA USA : EU 10 : 18
2011: Killeen Castle, Irland EU : USA 15 : 13
2009: Suger Grove, Illinois, USA USA : EU 16 : 12
2007: Halmstad, Schweden EU : USA 12 : 16
2005: Carmel, Indiana, USA USA : EU 15,5 : 12,5
2003: Malmö, Schweden EU : USA 17,5 : 10,5
2002: Edina, Minnesota, USA USA : EU 15,5 : 12,5
2000: Loch Lomond, Schottland EU : USA 14,5 : 11,5
1998: Dublin, Ohio, USA USA : EU 16 : 12
1996: Chepstow, Wales EU : USA 11 : 17
1994: White Sulphur Springs, USA USA : EU 13 : 7
1992: Edinburgh, Schottland EU : USA 11,5 : 6,5
1990: Orlando, Florida, USA USA : EU 11,5 : 4,5